Naher Gott

Der immer nur ein Gebet entfernt ist

Ein Mann träumte, dass drei Frauen in den Tempel kamen, um zu beten. Jede von ihnen hatte Probleme und Sorgen, die sie Gott in ihren Gebeten klagten. Alle beteten intensiv, von ganzer Seele – das war an den Tränen auf ihren Wangen sichtbar. Als Antwort erschien jeder Frau Christus selbst persönlich. Er näherte sich der ersten Frau, wischte ihr die Tränen ab, neigte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas zu. Es half dieser Frau, von sich selbst wegzusehen und ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Herrn zu richten. Danach nahm der Retter sie zärtlich in den Arm und unterhielt sich länger sehr sanft mit ihr. Der sorgenvolle traurige Gesichtsausdruck der Frau veränderte sich allmählich. Ihr Blick, auf den Himmel gerichtet, wurde klarer und sicherer. Es war ihr anzusehen, dass die Gegenwart Christi sie aufgemuntert und hoffnungsfroher gemacht hatte.

Die zweite Frau behandelte Jesus etwas anders. Er sagte ihr gar nichts, sondern legte seine Hand einfach auf ihre Schulter und blickte mit seiner göttlichen Liebe in ihre Augen. Man sah, dass dieser anteilsvolle Blick ihr Sicherheit spendete und sie sich nicht mehr so stark, wie zu Beginn ihres Gebets, sorgte.

Die dritte Frau berührte Jesus erst gar nicht, sondern stellte sich unweit von ihr hin und verließ sie dann nach einer kurzen Zeit.

FRAGE: Wenn du Zeuge einer solchen Szene gewesen wärest, was würdest du davon halten? Warum hat die erste Frau so viel Zeit, Zuneigung und Aufmerksamkeit erfahren und die dritte so wenig davon?

Wir können uns vielleicht denken, dass die erste Frau in einer sehr guten Beziehung zu Jesus stand und die dritte Frau demnach den größten inneren Abstand zu Jesus von allen hatte. Genauso interpretierte der Mann seinen Traum – und das war sein Fehler. Es kam ein Engel und klärte ihn auf:

–      „Die erste Frau war am weitesten von Gott entfernt. Ihr Glaube war sehr schwach und er musste sehr einsetzen, sie zu trösten und zu ermutigen.

–      Die zweite Frau war in ihrem Glauben etwas stabiler und die Ermutigung Christi tat ihr gut.

–      Die dritte Frau besaß eine innige Beziehung zu Jesus und sie kannten sich. Sie hatten schon sehr viele wunderbare Augenblicke gemeinsam erlebt. Ihr Glau-

be war belastbar und die Frau benötigte keine besondere Ermutigung, denn sie verließ sich voll auf Christus.“

Diese Legende hilft uns darüber nachzudenken, dass die Nähe Gottes nicht durch unsere Gefühle ausgemacht wird, sondern durch unser Vertrauen. Gott tröstet insbesondere die Jesusnachfolger, die es am meisten benötigen. So ähnlich verhalten sich auch die Eltern. Wenn ein Kind krank sein sollte, bekommt es mehr von ihrer Zuwendung. Seht mal, was im Neuen Testament steht:

„Vielmehr sind gerade die scheinbar schwächeren Glieder des Leibes notwendig, und die [Glieder] am Leib, die wir für weniger ehrbar halten, umgeben wir mit desto größerer Ehre, und unsere weniger anständigen erhalten umso größere Anständigkeit …” (1. Korinther 12,22-23, Schlachter 2000)

Gott erwartet von uns daß wir uns besonders um die Schwächeren kümmern, sollte er selbst anders handeln? Lasst uns die Nähe Gottes nicht an unseren Gefühlen messen, denn über seine Nähe steht auch:

„Denn wo ist ein so großes Volk, zu dem sich die Götter so nahen, wie der Herr, unser Gott, es tut, so oft wir ihn anrufen? (5. Mose 4,7, Schlachter 2000)

Der Herr ist, wie man sagt, „gleich zur Stelle“, immer, wenn seine Kinder ihn im innigen Gebet von ganzem Herzen darum bitten.

GEBET: Denkt über die tägliche Nähe Gottes nach und betet ihn an! Dankt ihm dafür, dass er seinen Kindern auch dann nahe ist, wenn sie es nicht so empfinden!