Unbeschreiblich
Unsere Sprache ist zu arm, um den Reichtum und die Herrlichkeit des Schöpfers zu beschreiben
Es standen sechs Blinde beieinander. Sie streckten ihre Arme aus und betasteten das, was vor ihnen war.
Der Erste meinte: „Ich fühle eine große und glatte Fläche. Wir stehen vor einer Mauer!“
Der Zweite antwortete: „Es ist doch etwas Rundes und Langes … Es muss eine Schlange sein!“
Der dritte Blinde sagte: „Es ist so spitz. Es ist sicher ein Speer!“
Der Vierte sprach: „Wie hoch und dick es doch ist. Das ist ja ein Baum!“
Der fünfte Blinde erwiderte: „Nein, es ist breit und dünn. Das hier ist ein Fächer!“
Der Sechste meinte: “Es ist super lang und dünn. Ich bin mir sicher, dass es ein Strick ist!“
FRAGE: Was hatten denn die Blinden betastet?
Sie betasteten … einen Elefanten. Das ist die alte indische Legende „Die Blinden und der Elefant“.
Wie ihr vielleicht schon ahnt, berührte der erste Blinde den Bauch des Elefanten, der zweite – den Rüssel, der dritte – die Stoßzähne. Der vierte Blinde stand am Bein, der fünfte tastete das Ohr ab und der sechste – den Schwanz. Mauer, Schlange, Spieß, Seil usw. – sind nur Teile eines ganzen Bildes, aber wie ein Elefant in Wirklichkeit aussieht, konnte keiner so recht ertasten. Mit unserer Erkenntnis Gottes geschieht in etwa dasselbe. Wenn wir einen verurteilten Verbrecher sehen, dann sagen wir vielleicht: „Gott ist gerecht!“ Wenn wir ein Waisenkind sehen, wie es in eine Pflegefamilie aufgenommen wird, dann meinen wir: „Gott ist gnädig!“ Wenn wir in der Bibel verschiedene Abschnitte lesen, machen wir uns auch verschiedene Gedanken darüber, wie Gott ist oder sein könnte. Den Blinden ähnlich, „tasten“ wir uns mit unseren Gedanken, Vorstellungen und Gefühlen durch und versuchen sogar Gott zu beschreiben. Und Gott lässt es geschehen. Er offenbart sich uns nach und nach, weil kein Mensch diesen unendlichen Gott als Ganzes erfassen kann.
– Wir können den Verstand Gottes nicht erklären:
„Weißt du es denn nicht, hast du es denn nicht gehört? Der ewige Gott, der HERR, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt; sein Verstand ist unerschöpflich!“ (Jesaja 40,28, Schlachter 2000)
– Wir können die Gedanken Gottes nicht nachvollziehen:
„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jesaja 55,9, Schlachter 2000)
– Wir können Gottes Werke nicht begreifen und ergründen:
„Da sah ich an dem ganzen Werk Gottes, dass der Mensch das Werk nicht ergründen kann, das geschieht unter der Sonne; obwohl der Mensch sich Mühe gibt, es zu erforschen, so kann er es nicht ergründen; und wenn auch der Weise behauptet, er verstehe es, so kann er es dennoch nicht ergründen.“ (Prediger 8,17, Schlachter 2000)
Darüber, dass man Gott auch nicht in Worte fassen kann, dachte ein früherer
Kirchenvater, Novatian, nach: „Keine menschliche Beredsamkeit kann der Größe Gottes angemessen sein … Gott ist größer als unser Geist und unsere Gedanken es je fassen könnten. Seine Größe ist unvorstellbar … er ist erhabener als alle Sprache; keine Aussage vermag seine Größe in Worte zu fassen. Er ist ein Wesen, dessen Eigenschaften und Majestät weit jenseits unseres kühnsten Vorstellungsvermögens liegen”.[1]
ILLUSTRATION: Zwei Teilnehmer nehmen einander gegenüber Platz (z.B. du und deine Frau), dann werden die Kinder gebeten, ihre Augen zu schließen. Dann nehmt ihr – für die Kinder unsichtbar – einen Geldschein, haltet den zwischen euch, so dass jeder nur eine Seite des Scheins sehen kann. Nun könnt ihr abwechselnd das kommentieren, was ihr auf dem Schein seht. Die Aufgabe der Kinder dabei ist, zu erraten, was ihr beide seht. Die Schwierigkeit dabei ist, dass die Motive der beiden Seiten des Geldscheins unterschiedlich sind. Es läuft z.B. so ab, dass deine Frau sagt: „Ich sehe einen Baum“ (… und das stimmt ja auch, weil auf ihrer Seite ein Baum abgebildet ist), du behauptest aber: „… nein, hier ist kein Baum. Da ist doch ein Gesicht zu sehen!“ Und so geht es weiter, bis die Kinder erraten können, dass es um einen Geldschein geht. Daraus könnt ihr einen Schluss ziehen, dass wir erst in der Ewigkeit Gott in seiner Gesamtheit erkennen werden, hier auf der Erde jedoch nur Teile seiner Größe und Herrlichkeit.
GEBET: Ihr könnt vorschlagen, Gott nicht laut, sondern jeder für sich im Stillen anzubeten. Oft ist die Stille eine gute Gelegenheit, Gott gegenüber auszudrücken: „Du bist so groß, dass uns die Worte fehlen, es dir zu sagen!“ Räumt genug Zeit für die stille Anbetung ein und schließt sie dann mit einem „Amen“ ab!
[1] A. W. Tozer, Knowledge of the Holy
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