Lehrer

Gott ist auch dann da, wenn du Fehler machst

Für Leonid war es ein besonderer Tag. Obwohl er noch keine fünfzehn war, war er heute im Frack gekleidet. Der Junge studierte sechs Jahre an dem namhaften Stoljarski-Musik-Konservatorium. Diese Einrichtung wurde unter den Musikern auch als „Künstler-Werkstatt für Begabte“ bezeichnet. Dank seiner Beharrlichkeit und Fleiß beim Üben trat der junge Leonid Berdicevsi an dem Herbstabend auf der Bühne des Opern- und Ballett-Theaters in Odessa auf. Es war keine leichte Aufgabe, das Klavierstück von Vivaldi „Vier Jahreszeiten“ in einem neuen Arrangement zu spielen und der junge Musiker wusste sehr wohl darum. Leonid zupfte an seinem Frack, setzte sich auf die Kante des Hockers, sammelte sich in Gedanken und legte seine zarten Hände auf die Tasten des Flügels. Eine wunderbare Musik erfüllte den Saal! Die Melodie rief in den Köpfen der Zuhörer wunderbare Bilder aus der Natur hervor und diese wurden mit jedem Akkord immer farbenfroher und ausdrucksvoller. Nachdem die Final-Akkorde erklangen, explodierte der Saal vor anhaltendem Applaus. Der junger Künstler entfernte sich eilig von seinem Platz am Flügel und in seinem Gesicht stand … eine tiefe Enttäuschung.

FRAGE: Was meint ihr, worüber war der Pianist Leonid so enttäuscht?

Er saß nun hinter dem Vorhang und bittere Tränen liefen aus seinen Augen. Einer der Theater-Mitarbeiter, Onkel Albert, erkundigte sich ratlos, was los sei:

„Leo, wie kannst du bloß weinen, wenn das Publikum nicht aufhören kann zu applaudieren?!“

Leonid schluchzte nur und hatte keine Lust, Onkel Albert seinen Schmerz zu erklären, aber dieser gab nicht nach:

„Sag doch mal endlich, was los ist?!“

Der junge Künstler ging zum Vorhang, schob ihn ein wenig zur Seite und meinte: „Siehst du?“

„Ich sehe einen Saal voller Menschen, die dir durch ihren Applaus Anerkennung zum Ausdruck bringen“, erwiderte der Mann unverständig.

„Siehst du aber den Mann da, auf der Empore, siehst du ihn? … Das ist mein Lehrer und er applaudiert nicht!“[1]

Das kann ein Lehrer bewirken: die Leistung seines Schülers kritisch bewerten. Manche nehmen an, dass Gott sich uns gegenüber genauso verhält. Er beobachtet uns von seinem Thron aus – einer „himmlischen Empore“ – und schüttelt enttäuscht mit dem Kopf: „Na sowas, du sündigst ja nicht schon wieder?!“ Wollt ihr aber wissen, wie Gott – unser himmlischer Vater – wirklich ist? Er ist gar nicht so! Als Adam und Eva ungehorsam wurden und „ihre Melodie schlecht gespielt hatten“, ist unser Lehrer von der „Empore“ herabgestiegen, indem ER uns den Heiligen Geist sandte (Joh. 14,26) und hat unseren Platz am „Flügel“ eingenommen. Während die Engel verständnislos zugesehen haben, was denn passieren würde, hat der Heilige Geist die „Melodie des Lebens“ für uns gespielt. Er hat sie meisterhaft, ohne jeglichen Fehler, gespielt, wie es nur Gott kann! Und als es vom Himmel herab Applaus gab, teilte er seinen Ruhm mit uns Menschen:

„Und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in Wahrheit. … Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind …“ (Johannes 17,10.22, Schlachter 2000)

So einen Lehrer haben wir! Er nimmt uns an trotzt unserer Sünden und Fehler, und löscht sie aus. Er verlässt nicht den Saal, wenn wir die Prüfung wieder einmal nicht bestanden haben. Er bleibt bei uns und arbeitet geduldig an unserem Charakter. Und genau darin besteht die große Gnade und Barmherzigkeit unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus!

GEBET: Dankt Gott dem Vater für unseren Erlöser Jesus Christus und für den Heiligen Geist, unserer Lehrer und Ermahner! Jesus Christus hat alle unserer Sünden und Fehltritte auf sich genommen. Betet den himmlischen Vater an, der uns aufnimmt und jeden Tag geduldig an uns arbeitet!

[1] Geschichte von Ethan Frome von der Seite thirdmill.org

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platziert von Sergey Sologub
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„Und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in Wahrheit. … Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind …“ Johannes 17,10.22, Schlachter 2000
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